Die Auswahl des Richtigen Schlägers
Grundsatz: Im besten Fall unterstützt ein Schläger, im schlechtesten Fall behindert der Schläger.
RACKETSERVICE BRÜHL möchte Dich bei der Schlägerauswahl unterstützen und die wesentlichen Punkte aufzeigen, nach denen man methodisch vorgehen sollte, um für sich den passenden Schläger zu finden. Vorab: Die eierlegende Wollmilchsau gibt es im Schlägerbereich leider auch nicht – mit anderen Worten: auch hier muss man mit Kompromissen leben.
Du suchst einen passenderen Tennisschläger als den derzeitigen – vielleicht brauchst Du vom Schläger mehr Unterstützung, sprich: mehr Power, oder mehr Kontrolle, oder mehr Komfort – oder ein wenig von allen drei Eigenschaften? Welche Gründe es auch immer dafür gibt, einen neuen Schläger zu kaufen – es gibt einige Basispunkte, die bei dieser Entscheidung zu beachten sind.
Testschläger: Grundsätzlich ist der Testschlägerverleih ein wirklich guter Service. Man sollte aber beim Test beachten, das hier die Besaitung einen wesentlichen Einfluss auf das Spielgefühl hat. Es kann also so sein, dass man möglicherweise genau den richtigen Schläger in der Hand hat, aber nicht die passende Besaitung und/oder die richtige Bespannungshärte, was zu einer negativen Entscheidung führen kann.
Beim Test kann auf jeden Fall das Handling gecheckt werden: Ist das Gesamtgewicht passend, also nicht zu schwer oder zu leicht? Zu bedenken ist dabei, dass man den Schläger unter Umständen auch 2 Spielstunden bewegen muss. Man sollte sich also genügend Zeit nehmen, um beurteilen zu können, ob das Gewicht zu einem passt. Wir sprechen hier nicht von 1 bis 2 Stunden, sondern einer Testzeit über mindestens 10 bis 15 Teststunden über mehrere Tage verteilt.
Fühlt sich der Schläger zu schwer an, obwohl das angegebene Gesamtgewicht eigentlich nicht zu hoch ist? Bin ich ständig etwas zu spät zum Schlag?
In diesem Fall fühlt man das Schwunggewicht (Neudeutsch: Swing Weight / SW) und sollte diesen Schläger nicht in die engere Auswahl nehmen, da sich das für Dich zu hohe Schwunggewicht negativ auf das Handling auswirkt. Schließlich solltest Du in der Lage sein, den Schläger über einen gewissen Zeitraum zu bewegen.
Armprobleme
Leider haben viele Tennisspieler Armprobleme. Äußerlich meist sichtbar an den berüchtigten, blauen Armspangen. Für Armprobleme gibt es vielfältige Gründe:
Mangelhafte Tennistechnik. Hier sollte der Tennistrainer Deines Vertrauens unterstützen.
Schlechte Vorbereitung. Vor dem Spiel sollte der Körper nach allgemeiner Expertenmeinung mit geeigneten Übungen vorbereitet werden: Armkreisen, Rumpfkreisen, Übungen mit dem Terraband, etc. Nach dem Spiel sollten dann Dehnübungen durchgeführt werden. Die AOK stellt auf ihrem YouTube Kanal mit Professor Ingo Froböse hervorragende Videos zum Nachmachen zur Verfügung. Leider fehlt hier die Vorbildfunktion professioneller Spieler:innen, die leider unbemerkt von Fernsehkameras in den Stadionkatakomben sehr umfangreiche Vorbereitungen durchführen – egal ob für das Training oder noch umfangreicher für das Match.
Unser Tipp für Clubspieler: Am besten frühzeitig zur Spielverabredung zu der Tennisanlage fahren, damit man etwa 2o Minuten Zeit hat und die oben genannten Übungen in aller Ruhe durchzuführen. Das erspart unter Umständen verständnislose Blicke der Spielpartner, die unvorbereitet loslegen wollen 😉
Unpassendes / schlechtes Material. Der Saitenwahl sollte besondere Beachtung zukommen, weil diese maßgeblich, sowohl für körperliche Belange, als auch für die Spielperformance wichtig ist. Zum passenden Schläger wurde vorab schon unter „Testschläger“ einiges erwähnt.
Viele Spieler:innen möchten gerne ihrem Profiidol nacheifern und dessen Racket spielen. Dazu sollte man wissen, dass so gut wie kein Professioneller Topspieler das Racket spielt, mit dem er beworben wird. Viele Spieler:innen spielen mit sogenannten Pro Stock Rackets, die mit den Rackets, die im Handel angeboten werden, wenig bis nichts gemein haben – außer der Lackierung. Andere Profis spielen tatsächlich mit Rackets, die jedermann kaufen kann, aber mit anderen, angepassten Spezifikationen. Die Unterschiede liegen dann in anderen Längen, Gewichten oder anderen Balancepunkten.
Grundsätzlich sollte man bei der Schlägerwahl mit einer gesunden Portion Selbsteinschätzung folgende Punkte -und auch in dieser Reihenfolge- checken:
Gesamtgewicht. Der besaitete Schläger sollte so schwer wie möglich sein, muss aber andererseits auch wirklich über einen längeren Zeitraum zu hantieren sein. Hintergrund für ein möglichst hohes Schlägergewicht ist, dass, physikalisch gesehen, ein höheres Gewicht dem Ballaufprall eine höhere Masse entgegensetzt. Der Effekt ist eine Armentlastung. Außerdem ist ein schwererer Schläger durch seine höhere Masse stabiler und kann den Ball schneller beschleunigen.
Besser vorstellbar ist das Ganze, wenn man im Vergleich einen leichten Hammer und einen schweren Hammer in der Handhabung betrachtet.
Wenn man sich die Ausführung eines Hammerschlags vorstellt, kann man die Ausführung grob in 2 Phasen aufteilen: 1. Ausholbewegung und 2. Zuschlagsbewegung. In der 1. Phase ist Gewicht hinderlich, welches aber ab dem Umkehrpunkt zu Phase 2 zum Vorteil wird. Man muss also das Hammer-(=Schläger-) gewicht so wählen, welches man über einen gewissen Zeitraum handhaben kann.
Wie sehe ich mich selbst als Spielertyp?
>Baseliner, der eher von der Grundline aus seiner Komfortzone mit Topspin spielt? Hier sollte vorzugsweise ein Racket mit 16 x 19 Besaitungsbild in Betracht kommen.
>Habe ich eine sehr gute Schlagtechnik und lege besonderen Wert auf Kontrolle? Hier kann möglicherweise ein Racket mit einem 18×20 Besaitungsbild die beste Wahl sein.
Balance
Neben dem Gesamtgewicht bestimmt auch und gerade die Balance in erheblichen Maß die Spieleigenschaft des Schlägers.
Balance > Kopflastigkeit (Neudeutsch: Head heavy) erzeugt mehr Power, was zu Lasten der Kontrolle geht. Das Ganze gilt natürlich auch umgekehrt:
Balance > Grifflastigkeit (Neudeutsch: Head light) erzeugt mehr Kontrolle bei Reduzierung der Power.
Kopfgröße. Als Standardgröße hat sich eine Kopfgröße von 100 in² / 645 cm² etabliert. Für Einsteiger oder Freizeitspieler werden auch Schläger mit größeren Kopfgrößen angeboten.
Besaitungsmuster (Neudeutsch: String Pattern). Die Angabe des Besaitungsmusters zeigt die Anzahl der Längs- und Quersaiten an. Durchgesetzt haben sich mehrheitlich zwei Besaitungsmuster: 16×19 und 18×20, die unterschiedliche Spieleigenschaften haben.
Da bei dem Besaitungsmuster 16×19 weniger Saiten im Rahmenkopf sind, sind die Abstände der Saiten zueinander automatisch größer als bei dem Besaitungsmuster 18×20, bei gleicher Kopfgröße. Resultat ist, dass der Ball besser und tiefer in das Saitenbett eintaucht, was zur Folge hat, dass man besser Drall erzeugen kann. Nachteilig gegenüber 18×20: die Kontrolle leidet. Das Ganze gilt dann umgekehrt für 18×20: die Kontrolle ist besser, aber der Schläger ist weniger spinfreundlich.
Rahmenhärte. Die Schlägerhersteller sind produktionstechnisch in der Lage, die Rahmenhärte zu steuern, um bestimmte Eigenschaften zu erzeugen. Ein typischer Schläger für Freizeitspieler ist sehr hart (>Ra70), ein Schläger für Turnierspieler dagegen relativ weich. Das Ganze hat physikalische Gründe, weil ein harter Schlägerrahmen beim Ballkontakt nicht nachgibt, also keine Energie absorbiert und die Ballgeschwindigkeit mit zwar verringerter, aber doch hoher Geschwindigkeit zurück gibt. Armfreundlich ist ein harter Rahmen nicht. Die Rahmenhärte wird auf einer Skala von Ra 0 bis 100 angegeben und kann z.B. auf der Babolat RDC Messmaschine gemessen werden.
Für Einsteiger und Freizeitspieler:innen wurde in der Vergangenheit von Herstellern wie z.B. Kuebler oder Wilson eine ganz spezielle Racketgattung entwickelt. Ein sehr leichter, harter Rahmen (> Ra70) mit großer Schlagfläche, gepaart mit Kopflastigkeit.
Ein weiteres, hilfreiches Tool zur Schlägerauswahl bietet Tennis Warehouse USA. Neben den Spezifikationen der Tennisschläger werden 3 Eigenschaften benannt, die eine Essenz aus den Maß- und Gewichtsangaben darstellen und für den Laien die Eigenschaften in Worten benennen.
1. Power Level > Low – Medium – High.
Diese Angaben zeigen auf, in welchem Maß der Schläger über sein Gewicht und Balance Power entwickelt.
2. Stroke Style > Compact – Medium – Full.
Diese Angaben zeigen auf, welchen Schwungstil der Schläger erfordert.
3. Swing Speed > Slow –Moderate – Medium – Fast.
Diese Angaben zeigen auf, welche Schwunggeschwindigkeit (= Racketspeed) der Schläger erfordert.
Mit diesen Angaben kann man bei realistischer Selbsteinschätzung zumindest eine Vorauswahl treffen, welcher Schläger passen könnte.
Beispiel: Power Level: Low, Stroke Style: Full und Swingspeed: Fast
Diese Angaben charakterisieren einen typischen Turnierspielerschläger, der ein hohes Mass an technischem Spielvermögen erfordert. Ein typischer Vertreter ist der Yonex Percept 97H. Der Schläger ist also für Einsteiger und Freizeitspieler völlig ungeeignet.
Natürlich bietet RACKETSERVICE BRÜHL auch eine persönliche und individuelle Beratung und kann besonders Tecnifibre und YONEX Rackets empfehlen.
Hier das oben beschriebene in Bild und Ton 😉
Erhard Blokesch
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